Am 13.06.2023 trafen sich Vertreter des nifa sowie einige weitere Netzwerkpartner zum Businessforum „Perspektiven der Solarenergie in Niedersachsen – Geschäftsmodelle der Landwirtschaft im Zuge der Transformation im Energiesektor“ in Hannover.
Bruce Dünker (Geschäftsführer der Greenvest Solar GmbH), Dr. Stefan Bordihn (Abteilung Solare Systeme – Strategisch Planung im Institut für Solarenergieforschung GmbH) und Falk Lautenschläger (Leiter Kundenbetreuung Landwirtschaft und Ernährung bei der Deutschen Kreditbank AG) stellten ihr Fachwissen und ihre Bewertung des Themas Solarenergie in der Landwirtschaft vor und standen im Anschluss für eine offene Diskussion mit allen Teilnehmenden bereit.
Inhaltlich wurde unter anderem festgehalten, dass Niedersachsen sich als Land mit einer Vielzahl von Dachphotovoltaik-Anlagen auszeichnet. In der Vergangenheit wurden Solarenergieanlagen vorwiegend im Süden Deutschlands errichtet, da die Einstrahlungswerte im Norden zu niedrig waren. Doch auch im Norden sind PV-Anlagen effektiv, insbesondere bei einer Ost-West-Ausrichtung. Die Wirkungsgrade von Photovoltaikanlagen verbessern sich kontinuierlich, wobei eine Steigerung um durchschnittlich 0,6 % pro Jahr erreicht wird. Das entspricht 5 bis 10 Watt. Die Finanzierung von Solarenergieprojekten bietet zwei grundlegende Alternativen: die Projektfinanzierung und die Unternehmensfinanzierung.
Ein weiterer Aspekt, weshalb mehr landwirtschaftliche Betriebe über eine Installation von PV-Anlagen nachdenken sollten, ist folgender: Auf nur 1,5 % der landwirtschaftlichen Fläche könnte eine beeindruckende Menge von 300 TWh Strom erzeugt werden. Der Einsatz von Solarenergie bietet Landwirten Unabhängigkeit, fördert die regionale Wertschöpfung und sichert den Betrieb ab. Im Zuge der Energie-Krise in 2022 scheint auch die Bevölkerung erneuerbaren Energien gegenüber aufgeschlossener zu sein.
In der anschließenden Diskussion konnte alle Teilnehmenden ihre Gedanken teilen.
Landwirte brachten ihre eigenen Erfahrungen ein. So hat ein Landwirt eine PV-Hausanlage installiert, um den steigenden Strompreisen innerhalb der Produktion entgegenzuwirken. Weiterhin wurde festgestellt, dass mehr Strom produziert wird, als derzeit nachgefragt wird. Deshalb entstand die Überlegung, ob erst einmal die Abschaltung anderer Geräte (z. B. Atomkraftwerke) abgewartet werden solle, bevor der große Aufschwung der PV-Anlagen komme, damit dieser „Überschuss“ an produziertem Strom nicht noch mehr steige. Denn die Frage nach dem effektivsten Speichermedium bleibt weiterhin offen und erfordert weitere Forschung und Entwicklung. Neben der Speicherung wurden auch die Finanzierung und der Abtransport des erzeugten Stroms als Herausforderungen identifiziert. Auch Fragen zu gesetzlichen Regelungen und der langfristigen Absetzung des erzeugten Stroms wurden aufgeworfen. Ein weiterer Aspekt, der kritisiert wurde, ist die mangelnde Transparenz der Märkte.
Banken, Versicherer und Wirtschaftsprüfer betonten, dass Solarenergie ein interessantes Thema für die Landwirtschaft sei, jedoch auch Risiken mit sich bringe, die sorgfältig abgewogen werden müssen.
In der Diskussion wurden Fragen zu potenziellen Hemmnissen, der Wertschöpfungskette und den damit verbundenen Risiken gestellt. Es wurde auf die Komplexität des Themas hingewiesen und die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung betont. Abschließend wurde erwähnt, dass ungenutzte landwirtschaftliche Flächen durch die Installation von PV-Anlagen zeitweise sehr gut genutzt werden könnten, um sich so innerhalb der Nutzungsdauer regenerieren zu können und dann wieder als landwirtschaftliche Nutzfläche zu dienen. Allerdings gestaltet sich die Genehmigungsphase langwierig. In den Ämtern macht sich zunehmend Druck seitens verschiedener Interessengruppen bemerkbar.
Eine Auflistung einiger „State of the Art“ Artikel und Bücher finden Sie hier.